Bericht aus Malawi

News vom 03.10.2024

Mwaswera bwanji?

Das ist in Malawi eine Begrüßung und eine Frage auf Chichewa zugleich, anders als im Deutschen. Wortwörtlich heißt es: „Guten Nachmittag“. Die richtige Bedeutung ist hier aber: „Guten Nachmittag, wie geht es dir?“. Und so ist es auch sehr üblich, dass man gleich fragt, ob es der ganzen Familie gut geht, wenn man sich schon bisschen besser kennt.

Malawier sind extrem freundlich, hilfsbereit, gastfreundlich und sehr redefreudig. Somit kann man sich stundenlang mit fremden Menschen auf der Straße gut unterhalten. Was mir aufgefallen ist und was ich an der Kultur liebe, ist, dass die „sorry“ für Sachen sagen, wofür sie gar nichts können. Wenn mir zum Beispiel ein Glas Wasser runterfällt oder ich hinfalle, tut es ihnen leid. Und das ist so eine süße und liebevolle Art, mit anderen Menschen mitzufühlen, weil sie sich dann auch gesehen und getröstet fühlen.

Hier lebt man sehr spontan und flexibel, im Gegensatz zu den Deutschen. Es gibt kurzfristige Planänderungen, wo man lieber vorher Bescheid gewusst hätte. Aber alles funktioniert dann trotzdem einwandfrei. Es ist tatsächlich sogar sehr entspannt und stressfrei. Man lebt im Moment und macht das Beste draus.

Die Landschaft ist gerade nur ein bisschen grün, da bald Regenzeit ist, ansonsten ist es staubig und es liegt größtenteils überall roter Sand. Die Straßen sind recht eben gebaut, nur die Einfahrten sind extrem holprig. Transportmittel sind hier Motorräder, die Ladefläche von Pickups mit bis zu 40 Personen und Mini-Busse, wo bis zu 22 Leute hineinpassen. Vier auf einer Rückbank. Für deutsche Verhältnisse würden dort vielleicht maximal 10 Menschen drinnen sitzen. In Malawi gilt Linksverkehr und ich steige dann manchmal aus Versehen bei der Fahrerseite ein.

Es gibt keine Straße, die menschenleer ist. Ganz im Gegenteil. Mit einem Blick begegnet man mindestens 50 Menschen auf einer kleinen Straße auf einmal. Sobald ich auf dem Markt bin, wird man geradezu von Menschenmengen überrannt. Mir kommt es so vor, dass es keinen Anfang und kein Ende gibt. Überall ist alles proppenvoll.

Und dazu sieht man sehr viel Armut. Alle versuchen mit so viel Mühe, ihre Sachen zu verkaufen, damit sie etwas Geld haben. Selbst im Regen, in Eiseskälte und im Sturm sind alle draußen, weil sie es sich nicht leisten können, nicht zu arbeiten. Straßenkinder schauen einen mit großen Augen an, betteln um etwas Geld und gehen einem teilweise sehr lange dafür nach.

Die kleinen Bungalows, in denen sie leben und teilweise manchmal ihr Mini-Geschäft haben, sehen extrem heruntergekommen aus, mit abbröckelnden Wänden und manchmal sogar ohne Strom und fließend Wasser. Der Müll wird hier in größeren Haufen einfach neben der Straße verbrannt. Die Sonne geht hier immer um Punkt 6 Uhr morgens auf und um Punkt 6 Uhr abends wieder unter, weshalb es mir dann oft wie 9 Uhr abends vorkommt und ich schon um 18 Uhr extrem müde bin. Wenn es dunkel ist, verlasse ich das Haus auch nicht mehr, weil es gefährlich werden könnte.

Die Hauptspeise der Malawier ist Nsima mit Bohnen, was ein Maisbrei ist, der nicht sonderlich gut schmeckt, da er irgendwie nach nichts schmeckt. Dafür ist er aber sehr sättigend und man gewöhnt sich daran mit der Zeit. Gekauftes Wasser schmeckt erstaunlich gut. Derzeit trinke ich aber abgekochtes Brunnenwasser, was auch sehr geht. Woanders kann das Wasser auch komplett nach Chlor schmecken, was nicht so lecker ist. Haustiere sind hier Geckos, Eidechsen, Mäuse, Kakerlaken und riesige Spinnen.

Ich lebe hier in Blantyre mit John, Daniela und deren drei kleinen Kindern in einem Haus zusammen. John und Daniela sind Projektleiter von „Mthunzi Ministries“ – dem Straßenkinderprojekt, wo ich mithelfe. Es ist wirklich eine wundervolle Familie, die sehr liebevoll ist und wirklich Gold wert ist. Ich bin Gott sehr dankbar, dass ich zusammen mit ihnen leben kann.

Hier gibt es einen großen Garten mit Obstbäumen, hier leben ein Hund und viele Hühner. Im Garten wird außerdem viel Gemüse angepflanzt. Montags, Dienstags und Donnerstags mache ich mit den zwei Kindern Homeschooling und bringe ihnen Deutsch bei, was mir sehr viel Freude bereitet. Danach gehe ich in den Kindergarten und helfe dort mit. In ein paar Tagen sehe ich dann das erste mal den Kindergarten von den Straßenkindern, wo ich dann auch Mittwochs sein werde. Freitags und Samstags bin ich im Safe Home for Girls (Heim für Mädchen von der Straße), bringe ihnen Englisch bei und spiele coole Spiele mit ihnen.

Und es ist so schön zu sehen, wie sie sich mit den einfachsten Dingen stundenlang beschäftigen können und eine so unglaubliche Freude haben, wenn sie Puzzle oder Volleyball spielen. Das ist sehr beeindruckend. Vor allem liebe ich es Sonntags, wenn der Chor singt und tanzt. Das berührt mich immer so sehr. Dort spüre ich den Heiligen Geist immer besonders. Das waren meine ersten Eindrücke hier in meinen ersten zwei Wochen. Ich bin gespannt, was ich alles noch mit den Kids, Teenies und Erwachsenen hier erleben werde und wie Gott wirken wird.

Liebe Grüße,

Miriam Dreier