Tim Patalong (Malawi)

Newsletter – August 2023

Seit drei Monaten befinde ich mich mittlerweile in Malawi und damit ist die Hälfte meiner Zeit hier bereits vorbei. Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Wirtschaft ist schwach, die Arbeitslosigkeit sehr hoch und die Lebensunterhaltskosten sind, in den letzten Jahren durch Corona und den Krieg in der Ukraine, sehr stark angestiegen. Preise sind größtenteils doppelt bis vierfach so hoch wie davor, während Gehälter (für die, die ein festes Gehalt überhaupt bekommen) sich kaum bis gar nicht verändert haben. In etwa 80 % der Bevölkerung sind Kleinbauern, die eigenes Farmland besitzen und sich davon ernähren und mit dem etwas extra, alle anderen Kosten decken müssen.

Die Menschen hier sind sehr freundlich und recht fröhlich/zufrieden mit dem, was sie haben, das Land ist friedlich und auch Terrorismus gibt es kaum. Landschaftlich ist es sehr abwechslungsreich, mit einigen Bergen und Hügeln und viel grüner Landwirtschaftsflächen.

Malawi ist ein sehr christliches, konservatives Land mit ganz vielen verschiedenen Konfessionen. Der Großteil der Menschen hier sind Christen, in den größeren Städten gibt es auch sehr viele Araber, die hier leben. Atheismus gibt es eigentlich nicht, auf die Aussage, dass in Deutschland einige Menschen an gar keinen Gott glauben, habe ich schallendes Gelächter geerntet und viele konnten sich kaum vorstellen, dass manche Menschen an nichts glauben.


Ich lebe an einem College, das Grundschullehrer ausbildet und meine Hauptarbeit ist, mit den Kindergärten in der Region zusammenzuarbeiten, um diesen in der Entwicklung zu helfen. Wir arbeiten in einem Team aus drei Leuten.

Richard, der seit einigen Jahren der Verantwortliche für die Kindergärten ist und sich sehr gut auskennt.

Margarita, die aus Kolumbien kommt und mit mir die Ausbildung in England gemacht hat und ich.

Wir arbeiten mit 46 verschiedenen Vor-Schulen in der Umgebung zusammen. Die Hauptprobleme der Schulen sind, dass viele keine Gebäude haben oder stark beschädigte durch Zyklone im vergangenen Jahr. Dass der Großteil der Eltern die Kinder nicht in die Schule schickt, weil sie die Wichtigkeit von Schulen nicht sehen. Die Lehrer weder ausgebildet noch bezahlt werden, was zu schlechter Qualität führt und zu mangelndem Interesse der Lehrer dadurch, dass sie nebenbei auch ihre Familien versorgen müssen. Und zusätzlich sehen wir, dass alle Schulen häufig nur fünf verschiedene Themen haben, die beigebracht werden. Das keine Materialien zur Verfügung stehen. Dass 2- bis 6-Jährige gemeinsam unterrichtet werden, was, für die kleinsten sehr anspruchsvoll ist und für die ältesten unterfordernd. Dass viele Kinder kein Essen haben.

Unser Ansatz ist es, Workshops und Trainings mit den Lehrern zu veranstalten. In diesen unterrichten wir wie die Schulen eigene Gärten/Felder anlegen können um Essen für die Kinder bereitstellen zu können und zusätzlich vom Verkauf Material für die Schule einkaufen können. Zusätzlich versuchen wir ihnen beizubringen einen Lehrplan zu entwerfen, sodass die Kinder über viele verschiedene Themen unterrichtet werden und um Struktur für den Unterricht zu haben. Als Letztes versuchen wir ihnen verschiedene Wege zu zeigen, ihre Fächer zu lehren und mit ihnen gemeinsam Schulmaterialien wie Poster herzustellen. Darüber hinaus organisieren wir Community Meetings mit Lehrern, Eltern und den Dorfältesten, um individuelle Lösungen für die Probleme zu finden. Das Ziel ist, dass die Lösungen von den Einheimischen selbst kommen und wir sie dazu anregen, selber ihre Probleme in die Hand zu nehmen.

In meiner Freizeit habe ich einen Lebens- und Hausmittel Laden in dem College eröffnet, da die nächsten Läden sehr weit weg sind und die Studenten nicht dazu kommen sich Sachen selber zu kaufen. Der Shop läuft sehr gut und die Studenten sind sehr begeistert. Ab dem nächsten Semester wird der Laden auch von den Schülern selber übernommen werden.

Darüber hinaus habe ich jetzt mein eigenes Feld und pflanze Gurken an. Das ist allerdings mehr für mich, um zu lernen, wie hier lokal Landwirtschaft betrieben wird.

Am meisten an meiner Zeit hier begeistert mich aber, wenn immer wieder Leute auf mich zukommen und mir sagen, dass sie von meinem Lebensstiel, meiner Art oder meinem Glauben begeistert und inspiriert sind. Mehr als die Arbeit, die ich hier mache, kann ich den Leuten helfen, indem ich als gutes Vorbild mit Jesus lebe.


Das Leben hier ist sehr spannend für mich und es ist sehr interessant die Kultur mehr und mehr kennenzulernen, natürlich mit ihren stärken und schwächen. Trotzdem, dass wir sehr abgelegen in einem kleinen Wald umgeben von einem Dorf leben, ist der Campus recht gut ausgestattet und wir haben meistens fliesend Trinkwasser, eine normale Toilette und Strom. Seit wir für zwei Wochen Stromausfall hatten und damit weder Trinkwasser noch Spülung oder Licht hatten, weiß ich das sehr wertzuschätzen!! Die Dorfbewohner haben nichts davon, das ist dann schon ein sehr anderer Lebensstiel. In der Zeit ist mir klar geworden, wie viel Wasser man so am Tag verbraucht, z.B. zum Duschen, Waschen, Abwaschen, Trinken und aufs Klo gehen. All das Wasser täglich in Eimern zu holen ist schon ein Teilzeitjob …

Die Arbeitsmoral ist sehr gelassen und die Leute lieben es zu reden und Smalltalk zu führen, bevor sie zum eigentlichen Punkt kommen. Was einerseits nett ist, andererseits auch alles extrem verlangsamt. Die Kultur ist sehr aufs Reden ausgelegt, das bedeutet, dass für alles Mögliche lieber telefoniert wird als geschrieben und Informationen sich normalerweise durchs hören sagen, verbreiten statt eine Nachricht an die Gruppe zu schreiben. Nachdem wir die lokale Sprache nicht wirklich sprechen bedeutet das für uns einfach oft keine Informationen zu haben, was die Arbeit nicht immer so leicht macht. Für die Leute hier klappt es aber größtenteils sehr gut und da die wenigsten Internetzugang haben wohl auch die beste Möglichkeit. Für uns allerdings sehr ungewohnt und oft schwierig, besonders weil sich Pläne sehr spontan und schnell ändern können und wir das nicht immer mitgeteilt bekommen.

Auch in den Kindergärten lernen die Kinder hauptsächlich durch das Vorsagen der Lehrerin und das Nachsprechen der Kinder. Was einerseits an der Kultur liegt, aber sicherlich auch einfach an dem Mangel an Schulmaterial, wie Poster, Spiele oder Hefte.

Weitere kulturelle Unterschiede sind Zeitmanagement und Planung. Verspätungen von einer Stunde sind sehr normal und werden auch nicht wirklich als Problem gesehen. Viele der Menschen hier planen nicht sehr lange voraus, sondern machen und entscheiden alles sehr spontan. Wieso genau kann ich nicht sagen, allerdings habe ich die Vermutung, dass es daran liegt, dass viele Menschen keinen Job haben und den Großteil des Tages Zeit haben. Daher ist es kein Problem, an einem Tag dreimal zum selben Supermarkt zu gehen oder um eine Sache einzukaufen, den ganzen Tag im Auto zur Stadt zu verbringen.

Musik und Tanz sind sehr beliebt und es gibt noch viele traditionelle Tänze. Wenn wir zu lokalen Fußballspielen gehen, ist es ganz normal, dass jemand mit einer Trommel am Rand sitzt und singt und eine große Gruppe Menschen drumherum tanzt. Manchmal habe ich den Einruck, dass das Tanzen die eigentliche Hauptaktion ist und das Spiel nur als Anlass dient.

Super spannend ist auch die Zufriedenheit der Menschen. Wann immer etwas „lästiges“ passiert, wie zum Beispiel, dass wir mit dem Auto liegen bleiben oder wir zugeparkt werden und der Fahrer nicht zu finden ist oder es kein Essen gibt und so weiter, wird das meistens mit sehr viel Humor gesehen und viel über die Situation gelacht, statt sich zu beschweren. Das ist auf jeden Fall sehr inspirierend und davon könnten wir uns sicher alle eine Scheibe abschneiden.

Alles in allem gefällt es mir sehr gut, allerdings braucht es etwas Zeit sich an all das zu gewöhnen und zu lernen, wie man am besten zusammenarbeiten kann. Darüber hinaus kämpft mein Körper immer wieder gegen verschiedene Krankheiten und Bakterien, was mir schon den ein oder anderen Krankenhausbesuch beschert hat, auch daran muss sich mein Körper wohl erstmals gewöhnen. Ich finde es wie gesagt sehr faszinierend, über die Kultur zu lernen und zu sehen, wie unterschiedlich sie nochmal ist zu den anderen Ländern, in denen ich bisher war. In keinster weiße möchte ich sagen, dass unsere Kultur besser wäre oder ähnliches. Sicherlich haben beide Kulturen ihre Vor- und Nachteile, ich wollte nur ein bisschen erklären, wie unterschiedlich Dinge doch sein können und euch die Möglichkeit geben einen kleinen Einruck zu bekommen.


Immer wieder darf ich erleben, wie Gott mein Versorger ist und ich bei ihm Zuflucht suchen darf. Letztens habe ich in einem Buch gelesen, dass es Gottes Natur ist und er gar nicht anders kann, als seinen Segen überall zu verteilen. Und genau das darf ich immer wieder erleben. Wie Gott mich durch kleine und große Wunder immer wieder versorgt. Sei es dadurch, dass ich mit einem verlorenen gegangenen Schlüssel in der Hand aufwache oder Geld finde, nachdem ich extra Ausgaben hatte, sei es dadurch, dass er mich tröstet, wenn ich frustriert bin oder mir übernatürliche Freude schenkt. Sei es dadurch, dass er mich von Krankheit heilt und wiederherstellt oder in meinem Schmerz bei mir ist und mich begleitet. Ich kann Gottes Segen ständig in meinem Leben finden und kann nur jeden ermutigen danach zu suchen, wo Gott jetzt schon seine segnende Hand über euch hält.

Etwas anderes, was mich wirklich verändert, ist Gott zu danken, auch wenn ich noch inmitten meiner Probleme stecke. Bevor ich hierher bin, hatte ich den Eindruck, dass ich jeden Morgen für Heilung und Schutz beten soll und jeden Abend Gott dafür danken soll, damit es mir gut geht. Meine erste Schlussfolgerung war, dass es mir, wenn ich das mache, immer gut gehen wird. Das war schon mal falsch. Allerdings hat es trotzdem etwas sehr besonderes, wenn man krank, mit starken Schmerzen im Bett liegt und dennoch Gott dafür dankt, dass er heilt und beschützt. Denn wer weiß, wie viele andere Menschen er genau in diesem Moment heilt oder vor welch schlimmerer Krankheit er mich vielleicht beschützt hat. Gott hat versprochen, dass er mich beschützt und heilt und dafür möchte ich ihm danken, ob ich es schon sehen kann oder weiß, dass es noch kommt.

„Vertraue auf den Herrn! Sei mutig und stark und vertraue auf den Herrn.“ (Psalm 27,14)

„Dankt dem Herrn, denn er ist gut. Und seine Gnade hört niemals auf!“ (Psalm 136)


gebetsanliegen

Sehr gerne freue ich mich über Gebete aller Art! Besonders könnt ihr dafür beten, das:

  • Wir effektiv und gut in den letzten Monaten arbeiten können.
  • Wir gesund bleiben und sicher sind.
  • Meine eine Kollegin, die Zeit gut mental durchsteht.
  • Ich Wege finde, die Menschen im Glauben zu unterstützen.
  • Ich auf Gott fokussiert bin.
  • Und Gott Klarheit für meinen weiteren Weg danach schenkt.

Vielen Dank an alle, die mich immer wieder im Gebet unterstützen, mich ermutigen und interessiert sind an dem, was ich mache! All diese Dinge sind eine große Unterstützung für mich!

– Tim Patalong –